Nächtlicher Beutegreifer
mit großem Appetit:
Der Waldkauz
Der Waldkauz (Strix aluco) gehört zu den bekanntesten Arten
der Käuze und Ohreulen in Deutschland und brütet vorzugsweise
in Laubwäldern, um hier in natürlichen Baumhöhlen
oder alten Greifvogelhorsten seine Jungen aufzuziehen. Er bewohnt
aber auch von Menschen angebrachte Nisthöhlen oder Kunsthorste,
sofern diese in für den Nachtgreifvogel günstigen Revieren
mit entsprechender Beutetierpopulation angeboten werden. Waldkauzbruten
sind beispielsweise in alten Bussard und Habichthorsten, auf alten
Dachboden von Kirchen und Gebäuden und in stillgelegten Kaminen
von Häusern oder Fabriken registriert worden. Weil der Mangel
an geeigneten Bruthöhlen wegen Fehlens sogenannter Totholzbestände
in den Wäldern weiter zunehmen wird, ist der Waldkauz in Zukunft
vermehrt auf Nisthöhlen und Kunsthorste angewiesen.
In der Regel sind die Balzrufe der Waldkauzmännchen bereits
kurz nach dem Weihnachtsfest zu hören. Die für das menschliche
Ohr nicht gerade melodisch klingenden Heultöne, die sehr variabel
sein können, dienen der Paarbildung und der akustischen Revierabgrenzung.
Bereits im März beginnt das gegenüber dem Männchen
um ein Drittel größere Weibchen mit der Eiablage. Die
Eier werden im Abstand von zwei bis sieben Tagen gelegt, wobei ein
Gelege in der Regel aus 2 bis 7 Eiern bestehen kann. Vom Weibchen
allein bebrütet, schlüpfen nach etwa 28 bis 30 Tagen in
Reihenfolge der gelegten Eier die anfänglich weißbedunten
Küken.
Waldkauz, fotografiert in einer
Großvoliere eines Vogelparks. Die Eulenart ist überall
in Europa mit noch gesunden Beständen vertreten.
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Während das männliche Tier für die nötige Nahrung
sorgt, füttert das ständig hudernde Weibchen die Küken
mit anfänglich kleinen Beutetierstückchen. Schon nach
weiteren acht Tagen sind die Jungvögel in der Lage, von den
Altvögeln vorgelegte Mäuse und Kleinvögel in einem
Stück zu verschlingen. Die unverdaulichen Teile der Nahrung
- wie Haare, Federn und Knöchelchen - werden später als
Gewölle ausgewürgt und bedecken häufig den Höhlenboden
oder die Horstmulde der Brutstätte.
Wenn bei den Jungvögeln nach etwa drei Wochen das dunkle Federkleid
durchscheint, verlässt auch der weibliche Vogel die Höhle,
um an der Beutejagd teilzunehmen. Die Altvögel sind nachtaktiv.
Selten sind die Eulenvögel daher am Tage zu beobachten. Sind
die Jungvögel 35 Tage alt, verlassen sie die Höhle oder
den Horst und hocken als so genannte Ästlinge in den Bäumen.
Geduldig warten sie auf die anfliegenden Altvögel, die in regelmäßigen
Abständen Nahrung bringen. Mit dem Selbstständigwerden
der Jungvögel verliert sich die Familie mehr und mehr aus den
Augen. Auf der Suche nach freien Revieren legen dann die Jungkäuze
täglich zwischen 10 und 50 Flugkilometer in einer Nacht zurück.
Während dieser Phase werden viele Jungvögel Opfer von
Habichten und Mardern. In frostharten Wintern sterben weitere 44
bis 77 Prozent der Jährlinge, weil sie das Nahrungssoll zum
Überleben mit 60 bis 70 Gramm Beutetierfleisch am Tag einfach
nicht erreichen.
Wenige Tage alte Waldkauzküken
in einem Kunsthorst. Daneben Beutereste von Amsel, Star und Türkentauben.
Hans Egidius
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